(KN) Ein musikalisches
Ereignis: Am vergangenen Sonntag erklang in der St. Vitus-Kirche das
berühmte Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart. Dietmar Vollmert, der
Leiter des Musikforums Kriftel, hat die Darbietung verfolgt und beschreibt
sie in den folgenden Zeilen.
Bedeutende Komponisten - von Francesco Cavalli (1602
-1676) bis György Ligeti (geb. 1923} - haben bis heute etwa zwei Dutzend
Totenmessen geschrieben, von denen sich drei besonders großer Beliebtheit
erfreuen: die Kompositionen von Mozart, Brahms und Verdi. Alle drei
stellen aber dermaßen hohe Anforderungen, dass Laienchöre normalerweise
die Finger bzw. die Stimmen davon lassen sollten.
Am vergangenen Sonntag gingen "Vitus & Caecilia"
das Wagnis ein und präsentierten vor bestens besetzten
Kirchenbänken Mozarts "Requiem", KV 626, in der Instrumentierung
von Franz Beyer. Die Rechnung ist aufgegangen: Die Interpretation dieses
erschütternden Werkes geriet allen Beteiligten zur Ehre.
Wie sehr man es auch bedauern mag, dass nicht alles aus
Mozarts Feder stammt (die stilistischen Brüche sind doch unüberhörbar),
umso höher muss das Verdienst um eine sehr homogene Darbietung
veranschlagt werden. Die Einstudierung eines so populären Werkes hatte
wohl zur angenehmen Folge, dass sich der "Caecilienverein" optisch
und akustisch eindrucksvoll verstärkt verjüngt hat, was allerdings
leider hauptsächlich auf die Damen zutrifft. Eindrucksvoll meisterten
z.B. die Sopranistinnen (ohnehin Mozarts bevorzugte
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Stimmlage) so heikle
Passagen wie das "voca me ..." sowie alle gemeinsam die immens
schwierigen Fugen und das überirdisch schöne "Lacrimosa".
Das Instrumentalensemble, aus dem professionell gespielte Soli hervorstachen,
wusste sich nach etwas zähem Einstieg enorm zu steigern. Das
"Korsett" dieses Ensembles besteht aus erfahrenen Musikerinnen
und Musikern unserer Nachbarstadt Hofheim.
Das schönstimmige homogene Solistenquartett wurde dominiert
von der beseelt singenden Christine Bechtel (Sopran).
Ihr zur Seite: Alexandra Gießler mit warmer Altstimme, Jan
Schülke (Tenor) mit weichen lyrischen Kantilenen und der Bassist
Robert Hahn, sonor und zuverlässig.
Zusammen gehalten wurde das alles durch "Maestro"
Andreas Winckler, der - in gewohnt souveräner Manier - über das
professionelle Dirigat hinaus seine musikalische Vision dieses
Meisterwerks zu vermitteln vermochte.
Er dirigierte nicht nur Mozarts "Requiem",
sondern am Ende auch das Auditorium, indem er mit eindeutiger Gestik und
Körperhaltung darüber bestimmte, wann der Beifall einsetzen
durfte.
Und wie er schließlich einsetzte! Die ergriffene Zuhörerschaft
feierte - nach Minuten der Besinnung - alle Beteiligten mit herzlichem
Applaus.
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