Freitag, 29. Oktober 1999

Selbst heikle Passagen meisterhaft bewältigt
"Vitus& Caecilia" boten eine homogene Interpretation von Mozarts erschütterndem Requiem

Chor und Instrumentalensemble boten eine überzeugende Leistung.

(KN) Ein musikalisches Ereignis: Am vergangenen Sonntag erklang in der St. Vitus-Kirche das berühmte Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart. Dietmar Vollmert, der Leiter des Musikforums Kriftel, hat die Darbietung verfolgt und beschreibt sie in den folgenden Zeilen.
    Bedeutende Komponisten - von Francesco Cavalli (1602 -1676) bis György Ligeti (geb. 1923} - haben bis heute etwa zwei Dutzend Totenmessen geschrieben, von denen sich drei besonders großer Beliebtheit erfreuen: die Kompositionen von Mozart, Brahms und Verdi. Alle drei stellen aber dermaßen hohe Anforderungen, dass Laienchöre normalerweise die Finger bzw. die Stimmen davon lassen sollten.
    Am vergangenen Sonntag gingen "Vitus & Caecilia" das Wagnis ein und präsentierten vor bestens besetzten Kirchenbänken Mozarts "Requiem", KV 626, in der Instrumentierung von Franz Beyer. Die Rechnung ist aufgegangen: Die Interpretation dieses erschütternden Werkes geriet allen Beteiligten zur Ehre.
    Wie sehr man es auch bedauern mag, dass nicht alles aus Mozarts Feder stammt (die stilistischen Brüche sind doch unüberhörbar), umso höher muss das Verdienst um eine sehr homogene Darbietung veranschlagt werden. Die Einstudierung eines so populären Werkes hatte wohl zur angenehmen Folge, dass sich der "Caecilienverein" optisch und akustisch eindrucksvoll verstärkt verjüngt hat, was allerdings leider hauptsächlich auf die Damen zutrifft. Eindrucksvoll meisterten z.B. die Sopranistinnen (ohnehin Mozarts bevorzugte

 Stimmlage) so heikle Passagen wie das "voca me ..." sowie alle gemeinsam die immens schwierigen Fugen und das überirdisch schöne "Lacrimosa".
    Das Instrumentalensemble, aus dem professionell gespielte Soli hervorstachen, wusste sich nach etwas zähem Einstieg enorm zu steigern. Das "Korsett" dieses Ensembles besteht aus erfahrenen Musikerinnen und Musikern unserer Nachbarstadt Hofheim. Das schönstimmige homogene Solistenquartett wurde dominiert von der beseelt singenden Christine Bechtel (Sopran). Ihr zur Seite: Alexandra Gießler mit warmer Altstimme, Jan Schülke (Tenor) mit weichen lyrischen Kantilenen und der Bassist Robert Hahn, sonor und zuverlässig.
    Zusammen gehalten wurde das alles durch "Maestro" Andreas Winckler, der - in gewohnt souveräner Manier - über das professionelle Dirigat hinaus seine musikalische Vision dieses Meisterwerks zu vermitteln vermochte.
    Er dirigierte nicht nur Mozarts "Requiem", sondern am Ende auch das Auditorium, indem er mit eindeutiger Gestik und Körperhaltung darüber bestimmte, wann der Beifall einsetzen durfte.
    Und wie er schließlich einsetzte! Die ergriffene Zuhörerschaft feierte - nach Minuten der Besinnung - alle Beteiligten mit herzlichem Applaus.

Dr. Andreas Winckler (rechts) stellt die Solisten vor: Christine Bechtel (Sopran), Jan Schülke (Tenor), Alexandra Gießler (Alt) und Robert Hahn (Bass).