Donnerstag, 28. Oktober 1999

Requiem: Ein überwältigender Erfolg
Von Rita Wilhem

Kriftel.  Kein Werk Wolfgang Amadeus Mozarts hat so viele romantische Legenden hervorgerufen wie sein "Requiem". 1791 bestellte Franz Graf von Walsegg-Stuppach eine Totenmesse zum Andenken an seine verstorbene Frau. Mozart, in ständigen Geldnöten, stimmte zu. Die Arbeit wurde unterbrochen, da er in Prag den "Titus" und in Wien die Uraufführung seiner "Zauberflöte" zu dirigieren hatte. Dann schrieb er wieder am "Requiem", bis einen halben Tag vor seinem Tod. So überliefert es die Mozart-Forschung. Mozarts Witwe schließlich ließ das "Requiem" nach den vorhandenen Stimmen von Franz Xaver Süßmayer vollenden.
Für die Praxis ist die Einzigartigkeit dieses Werkes dadurch nicht geschmälert. In der Aufführung des katholischen Kirchenchores von Sankt Vitus und des Cäcilienvereins Kriftel konnten die Zuhörer eine eindringlich gestaltete Interpretation erleben. Der Leiter Andreas Winckler, dessen Zeichengebung präzis und undramatisch führt, weiß bei Mozart recht gut 

Bescheid. Dem voluminösen Doppelchor, der mit guten Stimmen besetzt ist, wie sich an den Fugen erweist, verlangt er extreme dynamische Schattierungen ab, vermeidet bewusst den Lärm des gemeinsam geschmetterten Schlussaktes und vermittelt dadurch eine angenehme Sorgfalt. Er übertreibt nicht, achtet mehr auf saubere und Werk-gerechte Wiedergabe als auf Masse und Fülleffekte. Das begleitende Instrumentalensemble fiel durch saubere Bläser auf, nicht nur im "Tuba mirum". Von den hohen Streichern könnte man sich noch mehr Sicherheit bei der Intonation wünschen. Das Solistenquartett, sehr gut aufeinander abgestimmt, erreichte die richtige Balance zu Chor und Orchester. Der sacht schwebende Sopran von Christine Bechtel legte sich warm über das Ensemble, Alexandra Gießlers intensiver Alt konnte sich gut behaupten. Jan Schülke hat einen klingenden Mozart-Tenor, und Robert Hahn nahm mit dezent-schlankem, ausgeprägtem Bass für sich ein. In der Krifteler Vitus-Kirche, die restlos ausverkauft war, kam es zu ergreifenden Momenten der Geschlossenheit. Der Erfolg war überwältigend.

Solisten, Choristen und Orchester boten eine geschlossene Leistung:
Andreas Winckler leitete das Konzert in der Vitus-Kirche präzise. Respekt.