Freitag, 22. Oktober 1999

Mozarts Requiem erklingt in St. Vitus
Von Jürgen Dehl

Kriftel. Der Katholische Kirchenchor Caecilienverein führt am Sonntag, 24. Oktober, 17 Uhr, in der Pfarrkirche St. Vitus Mozarts "Requiem" auf.
   "Hitziges Frieselfieber!" Die schräge Diagnose sagt mehr über den Stand der damaligen Medizin als über die Krankheit aus. Am 5. Dezember 1791 starb an besagtem "hitzigen Frieselfieber" einer der genialsten Musiker unsere Kulturkreises: Wolfgang Amadeus Mozart. Eines seiner Werke beschäftigt noch immer die Gemüter in besonderer Weise: das Requiem (KV 626). Das "letzte Werk" eines Großen hat immer seine sonderbaren Momente. Bei Mozart kommt noch hinzu, dass er dieses "letzte Werk" nicht mehr vollenden konnte. Obendrein scheint sein frühes Sterben für seine Umgebung ziemlich überraschend gekommen zu sein. Das nährte die Gerüchteküche mit Schauergeschichten aus Blut und Dolch. Erst vor wenigen Jahren schrieb der Amerikaner Peter Shaffer einen Psychothriller - er basiert weitgehend auf Alexander Puschkin über Mozart.. Auch in diesem Stück - es wurde berauschend verfilmt - spielt das Requiem eine wesentliche Rolle. Doch der Hauptpart fällt dem Finsterling Antonio Salieri zu. Angeblich soll er ein Kollegenmörder sein, der seinen Konkurrenten mit Gift aus dem Wege räumte.

   Die Geschichte um das Requiem ist auch die Geschichte einer cleveren Geschäftsfrau namens Konstanze Mozart. Kaum war ihr Mann unter der Erde, da entwickelte sie, eine Fähigkeit, die sie zuvor angeblich nicht hatte: Konstanze "wurde wahnwitzig geschäftstüchtig." Der Verstorbene hinterließ keine irdischen Schätze. Die Ärmste musste sehen, wie sie sich mit zwei Kindern durchbringt. Das mag ,manch unsympathischen' Zug mildern. Beispielsweise versuchte die Witwe aus jeder Kritzelei ihres Mannes Geld zu schlagen. In dieses "Geschäft" Mozart passte das Requiem natürlich vorzüglich. Konstanze tat sich nach einem Komponisten um, der den gewaltigen Torso vollenden konnte. Erst nach einigem Zögern und anderweitigen Versuchen, vertraute sie die schwierige Arbeit dem Schüler ihres Mannes, Franz Xaver Süßmayr, an. Er schuf die heute gängige Version. Trotz aller Einwände - etwa "das Sanctus ist ziemlich grobkörnig und plump instrumentiert" - wurde das Requiem in dieser Fassung fast volkstümlich. Sie wird auch am Sonntag in St. Vitus erklingen. Die Solisten: Christine Bechtel (Sopran), Alexandra Gießler (Alt), Jan Schülke (Tenor) und Robert Hahn (Bass). Es spielt das Instrumentalensemble des Caecilienvereins, die Leitung obliegt Andreas Winckler. Die Karten kosten im Vorverkauf 15 Mark (ermäßigt 8 Mark, Familien zahlen 35 Mark). An der Abendkasse kostet der Eintritt 17 Mark (ermäßigt 10 Mark), Familien 40 Mark. Vorverkaufskarten gibt es im Pfarrbüro St. Vitus, in der Buchhandlung "Das Buch" und bei Schreibwaren Maurer.