Dienstag, 28. Dezember 1998

Solide Leistung in St. Vitus
Von Jürgen Dehl

Kriftel. Gebrauchsmusik - im guten Sinn des Wortes - sind die kleinen Messen aus Mozarts Salzburger Zeit. Doch des Meisters Leben wurde sauer darüber. Bedeutete doch diese Brotarbeit, dass er sich nicht ausmusizieren konnte. Sein Herr, der Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo, war ein Freund der Aufklärung. Und je aufgeklärter er wurde, des kürzer sollte die sonntägliche Messe sein.
Die nüchterne Knappheit ging natürlich auch auf Kosten der Musik. Heutige Kirchenmusiker sind dankbar für diese Zwangsarbeit Mozarts. Gibt es unter den zahlreichen ,,Missa Brevis" doch einige Prunkstücke. Etwa die ,,Spatzenmesse" (Missa Brevis C-Dur, KV 220). Ihren unliturgischen Namen bekam die liturgische Musik wegen Streichermotive im ,,Sanctus" und im ,,Benedictus". Das Werk erklang am ersten Weihnachtstag in der Messe von St. Vitus. Andreas Winckler bot die ,,Spatzenmesse" mit dem Kirchenchor Cäcilienverein, vier Vokalsolisten und einem Kammerorchester. Was so namenlos klingt, hatte einige bekannte Gesichter.

Dem Ensemble gelang eine solide Aufführung, die der Messe-Dramaturgie einen feinen, feierlichen Akzent gab. Es ist überhaupt sinnvol1er, eine komponierte Messe in einem Gottesdienst aufzuführen als quasi konzertant. Solide auch die Leistung der vier Gesangssolisten: Christine Bechtel (Sopran), Alexandra Gießler (Alt) und Robert Hahn (Baß). Offenbar war der Tenor für einen Kollegen eingesprungen, was der Sache keinen Abbruch tat. Der Name des Sängers war auf den Aushängezetteln unleserlich gemacht worden. Wer sang, wurde nicht eingefügt.
Keine Predigt zu Weihnachten, sondern eine Geschichte, so Pfarrer Andreas Unfried. Engel, wir haben schon darauf hingewiesen, sind dieses Weihnachten das Thema gewesen. Auch in St. Vitus handelte die Geschichte von Engeln. Dabei gab es einen ganz speziellen Aspekt: Wie sieht das eigentlich aus, wenn sich Engel (also Geistwesen) freuen - wie beispielsweise in der heiligen Nacht? Die durchschimmernde Antwort war sehr diplomatisch. Es ist nämlich einfach für einen Menschen absolut unvorstellbar. Obwohl doch Engel von sich sagen (wenn sie zornig sind): ,,Wir benehmen uns wie Menschen".