Printausgabe vom 21.08.2007
Ein Hauch von Verona beim Nachtkonzert
Von Lutz Riehl
Kriftel.
Wenn vom Balkon des Bayreuther Festspielhauses in diesen Tagen Trompeten und Fanfaren
erklingen, so ist dies nicht nur ein Zeichen dafür, dass sich drinnen gleich der
Vorhang hebt. Viel wichtiger ist der festliche Charakter, der heraufbeschworen
werden soll. Neben den Assoziationen an Signalrufe des Militärs oder auch an
Marschmusik, verkörpert der Trompetenklang in besonderer Weise das Moment des
Festlichen und Feierlichen, was besonders gut in einem Ensemble zur Geltung
kommt.
Kirchenmusiker Andreas Winckler, der schon in den vergangenen
Jahren mit seinen sommerlichen Nachtkonzerten manch staunenswerten Akzent
setzte, hatte sich für dieses Jahr das 2002 gegründete Trompetenensemble
„Zephir“ am Samstag nach St. Vitus eingeladen. Unter dem Motto „Von Monteverdi
bis Verdi“ wurde dem zahlreich versammelten Publikum eine, wie es Pfarrer
Unfried in seiner Begrüßung ausdrückte, „Schachtel Konfekt“ angeboten, die mit
so mancher Praline in weltlicher Geschmacksrichtung überraschte.
Mit der Ouvertüre zu Georg Friedrich Händels Feuerwerksmusik legte das durch die
Perkussionistin Claudia Stang verstärkte Ensemble einen fulminanten Start hin.
Das optimale Zusammenspiel der Musiker sowie das Auskosten der prachtvoll
glänzenden Klänge machten in unmissverständlicher Weise deutlich, auf welch
hohem Niveau an diesem Abend musiziert wurde. Beim Andante aus Händels
Wassermusik, das Winckler alleine an der Orgel gestaltete, überzeugte neben
dessen leichtem Spiel vor allem der abwechslungsreiche Gebrauch der
Registerklangfarben. Für die Darbietung der Französischen Tänze von Michael
Praetorius (1571-1621) begaben sich die sechs Trompeter und die Perkussionistin
von der Empore in den Altarraum und präsentierten eindrucksvoll und mitreißend
die archaische Klangwelt der Renaissance. Die folgende Triosonate von Georg
Phillip Telemann (1681-1767) zeigte dagegen eine breite Palette von
Ausdrucksmöglichkeiten, die von der munteren Fröhlichkeit des Vivace und Allegro
bis zur gefühlvollen Innigkeit der zentralen Siciliana reichte und somit
endgültig klarmachte, dass sich Musik für Blechbläser nicht nur durch protzende
Klangornamente auszeichnet.
Einen starken wie hörenswerten Kontrast
bildete der zweite Satz aus Johann Sebastian Bachs Sonate Nr. 2 für Solovioline
BWV 1003, der hier von Claudia Stang in einer Bearbeitung für Marimbaphon
vorgestellt wurde. Stang zeigte viel Gespür im Umgang mit diesem Stück und
konnte zweifellos faszinieren. Die Fanfare for St. Edmundsbury von Benjamin
Britten war das nächste Highlight. Dafür postierten sich drei Trompeter an
verschiedenen Stellen des für dieses Stück abgedunkelten Kirchenschiffs, um
sich Fanfarensignale zunächst zuzuspielen, die sich aber nach und nach
überlagerten – der atmosphärisch dichteste Moment des Konzertes. Mit einer Suite
aus Claudio Monteverdis Oper L' Orfeo, in deren Zentrum jene virtuose und
berühmte Toccata stand die auch Monteverdis Marienvesper eröffnet, kehrte das
gesamte Ensemble noch einmal in die Welt der Renaissance zurück. Der breit daher
schreitende Marche Triomphale von Jean Françaix (1912-1997), bei dem erneut
Bläser und Orgel beteiligt waren, faszinierte durch seine breit gefächerte
Harmonik, die entfernt an Jazz erinnerte. Ein echten Orgelklassiker bot Andreas
Winckler mit dem souveränen Vortrag der Toccata von Eugen Gigout (1844-1925),
die aber nicht recht zum barocken Klang der Orgel passen wollte. Zum Abschluss
sorgte Verdis Triumphmarsch aus Aida, vom gesamten Ensemble zelebriert, für
Begeisterungsstürme. Für die Standing Ovations gab es als Zugabe ein Chorstück
Mendelssohns, bevor der gelungene Abend vor der Kirche mit flottem Jazz und guter
Laune ausklang.