Printausgabe vom 10.04.2007

Mozarts reizvolle Spatzenmesse

Von Jöran Harders
Kriftel. Eine Musik, die für die ganze Schöpfung geschrieben sei, „so dass alle Welt mit einstimmen kann, selbst die stummen Dinge und die groben Klötze“, wünschte sich Pfarrer Andreas Unfried für den Ostersonntag. Seinen Wunsch erfüllten ihm der Chor und das Orchester des Caecilienvereins, die im festlichen Ostergottesdienst die Messe in C-Dur, KV 220, von Wolfgang Amadeus Mozart aufgeführt haben.

Wenn es so etwas wie Zukunftsmusik gebe, dann sei sie am Ostermorgen an der Zeit, meinte der Pfarrer, denn „Ostern ist kein Fest zum Zurückschauen“. Selbst das Kreuz, so Andreas Unfried in seiner Predigt, werde durch das Osterfest zum Heilszeichen. Das Wissen um die Auferstehung lenke den Blick „weg von den Gräbern“. „Was sucht ihr den Lebenden unter den Toten?“, seien die Frauen am leeren Grab Jesu gefragt worden, berichtet der Evangelist Lukas. Angesichts der Auferstehung seien „die Gräber nicht mehr wichtig und auch gar nicht mehr erschreckend“. Trotz seiner frohen Botschaft sei Ostern jedoch ein schwieriges Fest, sagte Andreas Unfried. „Weihnachten können alle feiern. Das Osterfest bietet uns keinen holden Knaben mit lockigem Haar, sondern nur ein leeres Grab und viele offene Fragen.“

Der Ostersonntag sei der richtige Moment, um sich die Herrlichkeit der göttlichen Schöpfung vor Augen zu führen und „darüber zu staunen, dass da etwas ist und nicht etwa nichts“. Das Geschaffene verweise auf den, ohne den es nicht da wäre, betonte der Pfarrer.

Passend zum festlichen Anlass erklang im Gottesdienst festliche Musik. Neben Mozarts Messe, die auch unter dem Namen „Spatzenmesse“ bekannt ist, war Orgelmusik zu hören. Den Anfang machte das Choralvorspiel „Erschienen ist der herrlich Tag“ von Alfred Grundmann. Die Orgel spielte Kantor Andreas Winckler, der auch Chor und Orchester leitete. Unter seinem Dirigat realisierten die Musiker eine kultivierte und klangschöne Aufführung der Messe, an manchen Stellen agierten sie allerdings ein wenig zu zurückhaltend. Mit Christine Bechtel (Sopran), Alexandra Gießler (Alt), Fred Hoffmann (Tenor) und Robert Hahn (Bass) waren hervorragende Solisten mit von der Partie, die sowohl einzeln als auch im Quartett zu überzeugen wussten.

Als „Missa brevissima“, also quasi als kürzestmögliche Messe, hat der Mozart-Biograf Alfred Einstein die „Spatzenmesse“ bezeichnet, die den Text auf gleichsam lakonische Art und Weise homophon-konzertant „erledige“. Die Einschätzung des Musikwissenschaftlers dieser Messe als „sicherlich Mozarts schwächstes“ Kirchenwerk tut der zwar kurzen, aber doch reizvollen Komposition jedoch Unrecht. Denn trotz ihrer Kürze fehlt es ihr wahrlich nicht an musikalischem Ausdruck.

Seinen Beinamen „Spatzenmesse“ verdankt das Werk übrigens einer prägnanten Begleitfigur der Geigen im Sanctus und im Benedictus. Dass Andreas Winckler die ansonsten nicht allzu häufig gespielte Messe wieder hervorgeholt hat, ist daher unbedingt zu loben. Vor Jahren hatten Chor und Orchester des Krifteler Caecilienvereins das Werk schon einmal zum Weihnachtsfest aufgeführt.