Printausgabe vom 07.02.2006
Prachtvolle Klänge stimmungsvoll zelebriert

Von Lutz Riehl
Kriftel. «Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.» Diesen Karl Valentin zugeordneten Ausspruch dürfte wohl ein jeder, der schon einmal mit der Vorbereitung eines Konzertes beschäftigt war, nur allzu gut kennen. Auf das Konzert in St. Vitus am vergangenen Sonntag traf dieser Satz allerdings in besonderer Weise zu. Vor dem Beginn wurden sämtliche Kirchenbänke gedreht, so dass der Blick des Zuschauers nun nicht den Altarraum, sondern die Empore erfasste – das ließ Ungewöhnliches erwarten. Solche Erwartungen waren berechtigt, denn immerhin galt es ein doppeltes Jubiläum zu feiern, zum einen den zehnten Geburtstag der Orgel in St. Vitus und zum anderen – eng damit verbunden – das zehnjährige Bestehen der Kirchenmusikreihe «Vitus & Caecilia».

Da erschien es nahezu folgerichtig, ein solches Jubiläumsjahr mit einer Premiere zu eröffnen. Unter dem Motto «Orgel-Solo im Orchesterklang» wurde erstmals ein Konzertprogramm für Orgel und Orchester zu Gehör gebracht. Der Organist Andreas Winckler, der auch die musikalische Gesamtleitung innehatte, präsentierte zusammen mit dem Orchester des Caecilienvereins Kriftel drei Werke von Georg Friedrich Händel, Carl Phillipp Emanuel Bach und Joseph Haydn. Vor dem Hintergrund des allgegenwärtigen Mozart-Jahres zeigte sich diese Zusammenstellung als recht interessant, da alle drei Konzerte im unmittelbaren Vorfeld der Mozart-Ära entstanden, was an einigen Stellen durchaus hörbar wird. Georg Friedrich Händels Orgelkonzert in F-Dur op. 4, Nr. 4 von 1738 steht noch ganz im Zeichen barocker Traditionen. Der musikalische Hauptakzent liegt hier auf den ausgedehnten virtuosen Orgelsoli, während dem Orchester bis auf wenige Ausnahmen nur Begleitfunktion zukommt. Dennoch erfordern insbesondere die raschen Ecksätze ein akkurates Zusammenspiel von Solist und Orchester – ein Anspruch, dem Winckler und die Mitglieder des Caecilienvereins mehr als gerecht wurden. Darüber hinaus bewies Winckler ein sicheres Gespür für eine differenzierte Phrasierung.

Das Konzert für Orgel, Streicher und Basso continuo von Carl Phillipp Emanuel Bach zeichnet sich nicht nur durch eine wesentlich dichtere Verknüpfung von Orgel und Orchester, sondern auch durch eine spielerischere Virtuosität des Soloparts aus. Auch hier waren Solist und Ensemble sowohl den technischen als auch den interpretatorischen Ansprüchen gut gewachsen und boten einen überzeugenden Vortrag.

Das Konzert für Orgel, Streicher und Basso continuo von Carl Phillipp Emanuel Bach zeichnet sich nicht nur durch eine wesentlich dichtere Verknüpfung von Orgel und Orchester, sondern auch durch eine spielerischere Virtuosität des Soloparts aus. Auch hier waren Solist und Ensemble sowohl den technischen als auch den interpretatorischen Ansprüchen gut gewachsen und boten einen überzeugenden Vortrag.

Für den verdientermaßen großen Beifall bedankten sich Andreas Winckler und das Orchester des Caecilienvereins mit einer Zugabe. Dem musikalischen Auftakt folgte ein Geburtstagsempfang im Katholischen Gemeindehaus, in dessen Mittelpunkt eine Gesprächsrunde über die kirchenmusikalische Arbeit der letzten Jahre stand. Schon wieder sichtlich erholt von den Anstrengungen des Konzertes, betonte Andreas Winckler die Vielfalt, die durch die Reihe «Vitus & Caecilia» geboten werde, als «Kraft der Kirchenmusik». Auch das Jahresprogramm für 2006 wird diesem Motto treu bleiben. Im Zentrum stehen die großen Chorkonzerte mit Mozarts Requiem, der Krönungsmesse und der Messe in C-Dur KV 337 sowie Händels «Messias». Auch zwei weitere Konzerte mit Orgel sind geplant.

Es steht mithin ein wirklich ereignisreiches musikalisches Jahr in Kriftel bevor, das mit diesem Orgel- und Orchesterkonzert einen gelungenen Auftakt verbuchen konnte. Man darf also einiges erwarten.