Blickpunkt Main-Taunus, 10. August 2005
Die Orgel in Sommerlaune

(hk) Von Dr. Andreas Winckler hat man schon viel gehört. Er ist Organist in St. Vitus Kriftel und tritt regelmäßig mit außergewöhnlichen Konzerten an die Öffentlichkeit, so zum Beispiel "Orgelmusik bei Kerzenschein". Aber auch als Chorleiter und Dirigent wird er sehr geschätzt, nicht zuletzt hat sein Gospelchor viele Anhänger. Unter dem Thema "die Orgel in Sommerlaune" hatte er sich etwas ganz besonderes ausgedacht. Ein Nachtkonzert Open Air - will heißen, die Orgel steht im Freien. Angekarrt mit einem LKW stand ein leistungsstarkes Instrument mit immerhin fast 2000 Pfeifen, 29 klingenden Registern verteilt auf 2 Manuale und Pedal zur Verfügung. Die Orgelbaufirma Hoffmann aus Ortheim in der Rhön besitzt die einzige Open Air-Orgel europaweit.
Das Programm, das Andreas Winckler präsentierte, war sehr umfangreich und reichte von Padre Davide da Bergamo (1791 - 1863) über Lefébure-Wély (1817 - 1869) bis hin zu Zeitgenossen wie Johannes Matthias Michel mit seiner Jazzique. Das Ganze fand in Kriftel vor der Bonifatiuskapelle statt. Dezente Beleuchtung und Fackeln sorgten für eine Stimmung der ganz besonderen Art. Dazu gab es Wein des Bischöflichen Weinguts Rüdesheim. Von Akustik wie in einer Kirche kann natürlich keine Rede sein. Dies ist ein großer Nachteil für einen Organisten, denn er muss in seinen Darbietungen absolut präzise sein. Dies jedoch löste Andreas Winckler ganz einfach und locker mit seinem Können. Mit exzellenter Technik meisterte er auch die schwierigsten Passagen. Allein die Spannweite des Programms von da Bergamo bis Michel - erst klassisch, aber schon heiter, bis letztlich Swing und Jazz - führte die Zuhörer schrittweise zum Höhepunkt des Abends. Das war dann die Toccata Jazzica, ein wahres musikalisches Feuerwerk, bei dem die Freunde des Modern Jazz voll auf ihre Kosten kamen.
Eine Superleistung wurde hier geboten und als dann die Zugabe mit dem "rosaroten Panther" folgte, fühlte man denselben durch die Schatten des flackernden Lichtes quasi schleichen.