Dienstag, 14. Juni 2005

Gospel Voices singen von Freude und Hoffnung
 

Kriftel.  «Gospels drücken Trauer, vor allem aber Freude aus. Die Musik ist einfach mitreißend.» Dolli Deisenroth, Sängerin bei den «Vitus Gospel Voices», fasste in Worte, was nicht nur die Musiker, sondern wohl auch viele Zuhörer beim Konzert am Samstag in der Sankt-Vitus-Kirche empfunden haben. «Ich fühle mich dabei glücklich», nannte die Choristin als Grund, warum sie sich mit dieser Musik beschäftigt. Begleitet von David Labonte am Schlagzeug, Pfarrer Andreas Unfried am E-Bass und ihrem Dirigenten Andreas Winckler am Klavier, präsentierten die «Vitus Gospel Voices» eine abwechslungsreiche Zusammenstellung von bekannten und weniger bekannten Stücken, zeitweise wurde die Begleitband beim Konzert noch von der Saxofonistin Claudia Dahl verstärkt.

Auf dem Konzertprogramm unter dem Motto «Gospel Train Is Coming» standen «Hits» wie «Swing Low Sweet Chariot» oder «Kumbayah, My Lord» ebenso wie das ruhigere «All Things Bright And Beautiful». Bei einigen der Stücke trat eine Solistengruppe dem Rest der Sänger gegenüber, der dann als «Background» fungierte. Der Chor sang dabei immer präzise und mit vollem, runden Klang. Vor allem aber gelang es den Sängern, etwas von der Freude und der Hoffnung, die in den Stücken zum Ausdruck kommt, auf das Publikum zu übertragen. «Ist das Leben eine Reise ins Ungewisse? Die Gospels erwecken nicht diesen Eindruck. Am Anfang Deines Lebens hat jemand ja zu Dir gesagt.» So formulierte Pfarrer Unfried die «Botschaft» des Konzerts in einem der Texte, die er zwischen den einzelnen Programmteilen vorgetragen hat.

Die «Vitus Gospel Voices» standen in der Kirche mit vollem Körpereinsatz auf der Bühne. Wenn sie zur Musik klatschten, sich bewegten oder an den Händen fassten, wirkte das nicht einstudiert, sondern als glaubwürdige Verstärkung der musikalischen Aussage. Das Publikum ließ sich im Laufe des Abends von der Begeisterung der Sänger immer mehr anstecken und zum Mitwippen und Mitklatschen animieren. Dass dabei nicht immer Einigkeit darüber erzielt wurde, ob eher auf dem betonten oder auf dem unbetonten Taktteil geklatscht werden solle, schadete der guten Stimmung nicht im Geringsten. Für den lang anhaltenden begeisterten Applaus bedankte sich der Chor mit mehreren Zugaben.

Auch wenn Gospels in europäischen Gotteshäusern keine gewachsene Tradition haben, hat diese Form der geistlichen Musik in der Kirche heute auch hier durchaus ihren Platz – das hat das Konzert mit den «Vitus Gospel Voices» eindrucksvoll bewiesen.

Am Wochenende zuvor war der Chor bereits in der Sankt-Bonifatius-Kirche in Marxheim zu Gast. Auch dort konnte der «Gospel Train» das Publikum mitreißen. Viele Texte der Gospels erscheinen heute noch vertraut und aktuell, auch wenn das Leben der Sklaven, die den Gospel-Zug vor 200 Jahren in Amerika ins Rollen gebracht haben, uns fern ist, hieß es im Programmheft zum Konzert: Denn auch heute könne diese Musik noch immer vielen Menschen Orientierung und Hoffnung geben. Die Begeisterung des Konzertpublikums jedenfalls sprach an beiden Aufführungsterminen für die Richtigkeit dieser Behauptung. (jöh)