Freitag, 24. Dezember 2004

JAUCHZET, FROHLOCKET ! - Begeisterung über Weihnachtsoratorium in St. Vitus

Am vergangenen Sonntag führt die Kirchenmusik-Vereinigung Vitus&Caecilia in der katholischen Kirche in Kriftel die Kantaten I bis III und VI aus dem Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach auch. Das Konzert und die Leistungen der Sänger und Musiker begeisterten das Publikum. Das wurde auch bei einem anschließenden Empfang im Gemeindesaal deutlich. Bürgermeister Paul Dünte bezeichnete bei der Gelegenheit das traditionelle große Kirchenkonzert am Jahresende in St. Vitus als einen besonderen Höhepunkt im Kulturleben von Kriftel. Die Gemeinde wolle auch in Zukunft ihren Teil dazu beitragen, solche Aufführungen zu ermöglichen. Nachfolgend äußert sich Dietmar Vollmert über das Konzert.

"Als Besucher eines Chorkonzertes wie dem des Caecilienvereins glauben wir ja eigentlich zu wissen, was uns erwartet und sind dann doch immer wieder überrascht: Wie kommt es, dass eine Gruppe sangesfreudiger Laien mit Disziplin, Hingabe und natürlicher Musikalität selbst gestandenen Profimusikern Paroli bieten kann ? So geschehen am 4. Advent bei der Aufführung von Bachs Weihnachtsoratorium in St. Vitus. Mit Inbrunst und Leidenschaft, die kleine klangliche Defizite mehr als aufwiegen, stürzten sich da z. B. die Chortenöre als Erste wagemutig in die Fluten der halsbrecherischen Koloraturen des Eingangschores der Kantate Nr. 6, gefolgt, nein : verfolgt von Alt, Sopran und Bass. Und den Gesichtern sah man an, dass sie alle - zumindest für diesen Augenblick - glaubten, was sie sangen. Kann man Vitus&Caecilia ein größeres Kompliment machen ? Wohl kaum. Dem "Hohen Paar" ist das Kunststück gelungen, das große Auditorium für immerhin zwei Stunden Aufführungsdauer in seinen Bann zu schlagen. Allerdings dürfte hier eine zeitliche Grenze erreicht 

worden sein, die nicht überschritten werden sollte. Immerhin absolvierte der Chor das anspruchsvolle, anstrengende Programm im Stehen....Auch er stand die ganze Zeit: Maestro Andreas Winckler, dem die Koordination des gesamten Apparates oblag.

Von winzigen Wacklern abgesehen, hielt er Chor, Orchester und Solisten bewundernswert zusammen. Kompliment! Wenn man bedenkt, dass es sich beim Orchester um einen ad hoc zusammengestellten Klangkörper handelt, so muss die Anerkennung umso höher ausfallen, zumal die Anzahl der Proben in keinem Verhältnis zu der lobenswerten Homogenität des Orchesterklanges stand. Trefflich die Leistungen des Solotrompeters, des Flötisten und des Konzertmeisters.

Winckler hatte ein vorzügliches Solistenquartett engagiert, das sich den schweren Herausforderungen der genialen Partitur jederzeit gewachsen zeigte. Christine Bechtel, zunächst unterfordert, später jedoch (ab Kantate Nr. 3) adäquat gefordert, präsentierte sich in gewohnt guter Form, mit fein timbrierter, leuchtender Sopranstimme. Auch Alexandra Gießler überzeugte, wie schon oft zuvor, mit ihrem tragfähigen Mezzosopran, der es ihr erlaubte, die ihr zugedachten Arien mit pastoser Beseeltheit vorzutragen. Fred Hoffmann war ein eindringlich deklamierender Evangelist. Mit schön geführter Stimme sang er sehr versiert seine schwierigen Arien. Mit weichem, sonorem Bass komplettierte Gerhard Kern in beglückender Weise das homogene Solistenquartett.

Am Ende herzlicher Beifall für alle Mitwirkenden, die sich sogar über "standing ovations" freuen durften. Mit Recht!"              Dietmar Vollmert