Dienstag, 16. November 2004

Labsal für die Seele
von Jürgen Dehl

Kriftel.  Das schafft eine ganz eigene Atmosphäre: Etwa 400 Kerzen hüllten das Schiff der Pfarrkirche St. Vitus in anheimelnden Glanz und schufen in den vielen Besuchern eine sehr eigene und aufnahmebereite Stimmung. Dazu gab es als Labsal für die Seele große Orgelmusik. Bereits seit einigen Jahren wird mit Erfolg zu «Musik bei Kerzenlicht» geladen, und sie gehört für viele zum Muss in der unfreundlichen Jahreszeit.

Andreas Winckler stellte dieses Mal drei Großwerke der Romantik – was da so leicht unter einem Begriff subsumiert wird, ist in Wirklichkeit von immenser stilistischer Vielfalt – vor. Ausgewählt hatte Winckler von dem Lütticher César Franck zwei der «Sechs Stücke» für Orgel: «Grande pièce

symphonique» sowie «Prélude, fugue et variations» und von Felix Mendelssohn Bartholdy die Orgelsonate Opus 65,1. Ein Werk, das eng mit der hiesigen Gegend zu tun hat. Bekanntermaßen begann Mendelssohn im Sommer 1844 in Bad Soden mit der Arbeit an den sechs Sonaten.

Trefflich passten die Stücke des Programms zum durchsichtigen Ton der Vitus-Orgel; denn die riesigen Klangwolken der «Grande pièce symphonique» können sich machtvoll entladen und wundervoll mit den filigranen Passagen des Werkes kontrastieren. Alles klang leicht und licht, dabei ist die Franck’sche Orgelsinfonie ein vertracktes Werk. Schon die Tonart ist sehr ungewohnt: Fis-Dur. Vorzüglich lässt sich das Sangliche der Mendelssohn-Sonate auf dieser Orgel darstellen.