von
Jürgen DehlKriftel.
Stille wird nur kenntlich durch Nichtstille. Wenn diese
Nichtstille mit wundervollen Gesängen gestaltet wird, entstehende
wunderbare Momente selbstbesinnender Einkehr. Andreas Winckler lud mit der
Frauen- und der Männerschola zum Nachtkonzert in die Pfarrkirche St.
Vitus. Mittlerweile sind die Konzerte zur ungewöhnlichen Stunde offenbar
fester Bestand vieler Krifteler Terminkalender. Denn gut 160 Zuhörer
strömten in die Kirche, um sich der meditativen Stimmung hinzugeben.
Ausgewählt hatte man hauptsächlich die schwebenden Gesänge der Heiligen
Hildegard von Bingen, die geistliches Licht besingen. Dabei wurde die
Musik, wie schon bei den früheren Nachkonzerten, mit einer sanften
Lichtinstallation untermalt. Es genügen wenige Mittel, um ein bestimmtes
Gefühl und eine bestimmte Atmosphäre zu zaubern. Da reicht es
beispielsweise schon, wenn die Heilige Hildegard den Apostel der
Deutschen, Bonifatius, als Lichtträger besingen lässt und in der Kirche
die entsprechende Statue angestrahlt wird.
Wie Musik und eine solche Installation
aufgenommen und verstanden wird, ist auch eine Sache der Worte. Pfarrer
Andreas Unfried las zwischen den
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einzelnen musikalischen Darbietungen kleine,
meditativ gestimmte Texte. Zwei Mal schwiegen zudem die menschlichen Stimmen
und Andreas Winckler spielte Orgelmeditationen.
Was ein Konzert schön macht, ist natürlich der Zuspruch – das ist in
mehrfacher Hinsicht zu verstehen – der Besucher. Was ein Konzert aber noch
schöner macht ist, wenn die Ausführenden sich über das Publikum freuen und
mit der eigenen Leistung so richtig fein einverstanden sein können. Die Damen
und Herren der Scholen hatten diesen freudvollen Moment.
Die Gesänge der Heiligen Hildegard verlangen ziemlichen Einsatz. Sie ging in
ihren Melodien von der Gregorianik aus, aber sie hatte dabei ihre ganz eigene
Wahrnehmung und ihren ganz eigenen Ausdruck. Das fordert einiges von den
Vokalisten, die Forderungen wurden erfüllt und somit ausgiebige Probenarbeit
belohnt. Immerhin fordert die vielseitige Wunderfrau Hildegard für ihre
Kompositionen einen Stimmumfang von zweieinhalb Oktaven. Wenn hier Wunderfrau
steht, dann sollte das nicht mit irgendwelcher Esoterik vermengt werden.
Heutzutage ist die Heilige manchmal gar nicht mehr als Christin erkennbar.
Doch in der Pfarrkirche St. Vitus blieb man, bei allem Meditativen, auf dem
Teppich – um es ein bisschen deftig zu sagen.
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