Freitag, 30. April 2004

Musik als Ausdruck der Sehnsucht nach Freiheit
von Sabine Henrichs

Schloßborn.  Es ist eine Art Musik, die so gar nicht zu dem harten Schicksal der nordamerikanischen Sklaven des 19. Jahrhunderts passen mag. Nicht trauernd, sondern fröhlich und lebenslustig, nicht gedankenschwer, sondern leicht und voller Seele. Und dennoch entstanden viele der so genannten "Gospels" auf den Baumwollfeldern im Süden der USA, auf denen schwarze Sklaven unter widrigen Umständen leben und arbeiten mussten. Heute ist die Leidenschaft für Gospels, die ihren Ursprung letztlich in der afro-amerikanischen Kirche haben, längst über den großen Teich geschwappt und hat auch den Kirchenchor von St. Vitus in Kriftel ergriffen. Als "Vitus Gospel Voices" machten die Sängerinnen und Sänger dieser Tage in der katholischen Kirche in Schloßborn Station.

Mit einem der bekanntesten Gospels, "Oh Happy Day", gelang dem Chor, der von einer kleinen Band – bestehend aus einem Schlagzeuger, einem Bassisten, einer Saxofonistin sowie einem Pianisten – begleitet wurde, ein leichter, schwungvoller Einstieg, von dem sich sehr schnell auch die Zuhörer anstecken ließen. Begeistert klatschten sie bei "Clap Your Hands And Sing Halleluja" 

oder "Song Of Joy" mit. Neben der Unbeschwertheit, die die Gospels vermitteln, haben sie auch stets Geschichten zu erzählen. So stand der musikalische Abend unter dem Motto "Story Of Gospel". Vor allem erzählen sie von der Vorfreude auf ein befreites Leben nach dem Tod, von Hoffnung auf Erlösung, aber auch von Schwermut und den Sorgen dieser Zeit.

Getragen, aber mit Rhythmus

Gerade bei Stücken wie "Go Down, Moses" oder "Joshua Fit The Battle Of Jericho" stand vor allem ein getragener und ruhiger Liedcharakter im Vordergrund, ohne jedoch den für den Gospel so typischen schwungvollen Rhythmus zu verlieren.
Neben bekannten Stücken wie "Kum Ba Yah", "Nobody Knows The Troubles I've Seen" oder "Get On Board" hatte der Chor auch einige unbekanntere Gospels in sein Programm eingeflochten wie "Somebody's Knocking" oder "Sing Songs Of Joy". Alle hatten jedoch gemeinsam, dass sie das Publikum sofort ergriffen und es nicht umhin kam, mitzuklatschen und sogar mitzusingen.