Gelungene Premiere der "Vitus Gospel Voices"
Das Publikum jubelte - Nach dem Amen folgt das Dakapo
![]() Kriftel. "Wenn Vitus und Caecilia nach dem Abendgebet im Himmlischen Thronsaal die Betschemel zur Seite räumen und Gospels erklingen lassen, dann geht die Post ab." Ein hübsches, hier nur sehr verkürzt wiedergegebenes Bild, das Pfarrer Andreas Unfried da zeichnete. Was dem Pfarrpatron und der himmlischen Schirmherrin der Kirchenmusik recht ist, das ist den «Vitus Gospel Voices» und ihrer Band billig. Unter der Leitung von Andreas Winckler, der wohltuend wenig Aufhebens um sich selbst macht, füllten Sänger und Instrumentalisten am Samstagabend den Kirchenraum von St. Vitus mit ebenso swingender wie gefühlvoller Musik. Und das mit Hingabe. «The Sound of Gospel» erklingen zu lassen, dazu braucht es ja mehr als die Beherrschung von Stimme und Instrument. Schließlich ist Gospels singen ein Bekenntnis. Die irdischen Geschwister von Vitus und Caecilia legten's so fröhlich-beschwingt ab, dass am Ende eigentlich nur die Erkenntnis stehen konnte: Es muss 'was dran sein an der «Frohen Botschaft», wenn sie Menschen derart begeistern kann. So brauchte es denn keine lange Anwärmphase. Das Publikum, das die Kirche bis auf den letzten Platz füllte, ging vom ersten Stück an mit. Der Osterzeit ganz angemessen war es ein feiernder, strahlender Auftakt, der mit Stücken wie: «Clap your hands and sing halleluja» sofort in Stimmung brachte. Ruhigere, gefühlvollere Songs bildeten den zweiten Teil. Besonders schön: Das «Nobody knows the trouble I've seen» mit dem ausdrucksstarken Solisten Robert Hahn (Bass) und «My Lord, what a morning», mit dessen innigem Strahlen die an die Kirchendecke gezauberten Lichtspiele der Beleuchtungstechnik besonders gut harmonierten. |
Andreas Unfried - mit Gitarre und schwarzem T-Shirt unterm schwarzen Sakko beinahe unauffällig und wie selbstverständlich Teil der Band - entsprach auch mit seinen, die einzelnen Programmteile verbindenden Texten kaum dem landläufigen Klischee des Herrn Pfarrer. Da schwang schon eher ein bisschen amerikanischer Predigerstil mit. Gospels seien Sehhilfen, um Gott zu entdecken, wandte Unfried sich etwa an die Zuhörer. Die Erfahrung, dass der Geist dieser Lieder das Herz bewegt, könne das Bedürfnis wecken zu beten. "Und wenn Ihnen das zu fromm klingt, dann sagen Sie einfach: Wenn ich das höre, dann spüre ich Gott ganz nah." Nicht nur der Chor trat in wechselnden Besetzungen auf, auch die Band mit Simone Jeiter (Saxophon), David Labonte (Schlagzeug), Andreas Unfried (E-Bass) und Andreas Winckler (Klavier) verstand zu differenzieren. Ungewohnte Arrangements verliehen auch Altbekanntem wie dem «Kum Ba Yah», das weniger dunkel-schwer als oft sonst daher kam, neuen Ausdruck. Besonders ansprechend arrangiert auch das «sing we halleluja» im letzten, vom Lobpreis Gottes geprägten Teil. Anders als gewohnt in der Kirche war nach dem Amen dann noch lange nicht Schluss. Der Jubel des Publikums forderte Zugabe. Eine nicht immer klare Artikulation und die in manchem Stück ein wenig zu starke Klang-Überlagerung des Chors durch die Band sind da marginal. Auch die Gospel Voices des Caecilienvereins könnten allerdings mehr Männerstimmen gut vertragen. Wenn man sieht, wie viele Menschen über die treuen Kirchgänger hinaus diese Musik anzieht, kann man sich nur Andreas Unfried anschließen. Er riet, den Satz: "Wenn es mehr Gospels gäbe, ginge ich öfter in die Kirche" umzudrehen: "Wenn mehr kämen, gäbe es öfter Gospels." Wäre doch schön. |