Mittwoch, 9. April 2003

Der Gang nach Golgatha - ein Gebet aus Tönen

Kriftel.  Besinnliches zum Passionssonntag bot das Konzert von Ulrike Fröhling (Fagott) und Andreas Winckler (Orgel) in St. Vitus. "Die sieben Worte des Erlösers am Kreuze" bildeten des Mittelpunkt des Programms. Das romantische Orgelwerk des dänischen Komponisten Otto Malling (1848 - 1915), zu seiner Zeit ein auch über die Grenzen Dänemarks hinaus bekannter Organist und langjähriger Direktor des königlich-dänischen Konservatoriums in Kopenhagen, ist eher selten zu hören.

Eher selten zu hören ist auch das Fagott als Soloinstrument. Dass sein dunkler Ton wunderbar mit der Orgel harmoniert, zeigten Andreas Winckler und Ulrike Fröhling mit vier ergänzenden Stücken von Louis Spohr, Peter Tschaikowsky, Bernhard Krol und Oskar Frederik Lindberg. Sie beschlossen jeweils einen der vier ersten Abschnitte von Mallings Werk.

Mit dem "Gang nach Golgatha" beginnt der musikalische Kreuzweg, den Malling in "Stimmungsbildern" nachzeichnet. Pfarrer Andreas Unfried hatte in seinen Einleitungsworten eingeladen, sich auf ein "Gebet aus Tönen" einzulassen. Die Idee, den Kreuzweg, der die "sieben Worte" in "Worte der Liebe", "Worte des Leidens" und "Worte des Sieges" teilt und mit einem Epilog schließt, nicht durchgehend zu spielen, hat sicher einen gewissen Reiz. Die von Orgel und Fagott souverän interpretierten Stücke waren als Ergänzung

gedacht, relativierten aber auch die Wirkung der im Zusammenhang wohl eindrücklicheren klanglichen Umsetzung der Jesusworte wie das "Vater, vergib Ihnen..." oder das "...warum hast du mich verlassen."

Die Gedanken zu den an sich schon so wortmächtigen Sätzen des Gekreuzigten, die Pfarrer Andreas Unfried jedem musikalischen Abschnitt vorausschickte, sollten Interpretationshilfe bieten. Bleibt allerdings auch hier zu fragen, ob die "Sieben Worte Jesu" nicht einfach für sich stehen und wirken können, sowohl textlich, wie in ihrer musikalischen Umsetzung. Zumal manche Formulierung – wie "Schwarzer Freitag in Jerusalem", (was eher die Assoziation "Börsencrash" weckt) – weniger gelungen war.

Otto Mallings Musik setzt die Worte Jesu impressionistisch um. Da malt einer tatsächlich mit den Tönen, nutzt die ganze Breite der Orgelfarben, Höhen wie Tiefen, hintergründiges Leuchten ebenso wie erschütterndes Tosen, wie die ebenso einfühlsame wie ausdrucksvolle Interpretation durch Andreas Winckler zeigte. Ein bisschen schwierig ist es bei solchen Konzerten mit dem Applaus. Stille erscheint beinahe angemessener. Doch die Leistung der Musiker verdiente den Beifall, den die gut 60 Zuhörer ihnen nach dieser Einstimmung auf die Kartage spendeten. (babs)

 

Andreas Winckler und Ulrike Fröhling