Von Jürgen Dehl
Kriftel.
Was in St. Vitus auf die Beine gestellt wird, bleibt in vielen anderen Gemeinden
des Kreises Wunschtraum. In St. Vitus ist es möglich, dass die hohen christlichen Feiertage auch entsprechend
musikalisch gestaltet werden. Zu verdanken ist das dem engagierten Cäcilienverein und seinem musikalischen
Leiter Andreas Winckler. Zum Hochamt am Ostersonntag wurde ein Werk gegeben, das sicher eines der beliebtesten
kirchenmusikalischen Kompositionen überhaupt ist: Die Krönungsmesse KV 317 in C-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart.
Überlieferung besagt, dass die Messe einem Gelöbnis von Mozart zu verdanken sei.
Komponiert wurde das Werk im Jahre 1779. Das Wort Krönung irritiert und lässt womöglich an einen König oder Kaiser denken.
Damit hatte Mozart nichts im Sinn. Vielmehr bezieht sich diese Krönung auf das Jahr 1751,
als in der Wallfahrtskirche zu Plain bei Salzburg ein Gnadenbild der Madonna gekrönt wurde.
Alljährlich fanden am fünften Sonntag nach Pfingsten zur Erinnerung an diese Krönung Andachtsfeiern statt.
Sicher ist die Messe eine der beachtlichsten liturgischen Kompositionen der Wiener Klassik.
Die musikalische Textur ist dichtgedrängt, wie das für die Salzburger Messen Mozarts üblich ist.
Der Erzbischof mochte keine langen Gottesdienste. Auf knappen Raum durchmisst der Komponist die unterschiedlichsten
Gefühlsregungen. Doch werden sie in fast dezenter Weise geschildert. Feierlich, trotz aller Verzweiflung,
die Anrufung »Kyrie eleison«. Jubelnd das
»Gloria in excelsis Deo«. Später, im
»Credo benötigt der Großmeister
nur ein paar kräftige Pinselstriche und es scheint, als brächen die
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wundersamen Klangwelten in sich zusammen: »Crucifixus
etiam pro nobis sub Pontio Pilato«
(Der gekreuzigt wurde für uns unter Pontius Pilatus). Dann heller Jubel zur Auferstehung.
Fast bohrend nach dem »Sanctus«
das »Benedictus« und schließlich das
»Agnus Dei« mit dem »Dona nobis pacem«. Gerne wird angemerkt, dass Mozart seine Melodie zum Agnus Dei
später sehr weltlich einsetzte und als Arie der Gräfin in»Die
Hochzeit des Figaro« verwendete.
Hier ist es benannt, weil Christine Bechtel (Sopran) das Stück so innig sang.
Der Name macht es leicht zu den anderen Solisten zu schwenken; denn sie sind allesamt immer wieder
in den Konzerten und Messen von St. Vitus zu hören: Alexandra Gießler (Alt), Rudolf Schmitz (Tenor)
und Robert Hahn (Bass). Ein solch eingespieltes Team vermag ohne Mühe beispielsweise dem Benedictus
einen erstaunlich drängenden Moment zu geben. Der Katholische Kirchenchor Cäcilienverein und sein Orchester
hielten da trefflich mit. Die Leitung hatte natürlich wieder der musikalische Hausherr, Andreas Winckler,
dem erst unlängst ein spannendes und spannungsvolles Passionskonzert in St. Vitus gelang.
Durch ein zweites Werk in diesem Hochamt, gab es so etwas wie einen
musikalisch-ökumenischen Kreis. Die Osterkantate »
Erstanden ist der heilge Christ
«von dem bedeutsamen protestantischen
Meister Dietrich Buxtehude (1637-1707). Auch diese musikalisch völlig andere Epoche und somit völlig andere
Tonsprache - sie ist herber als jene von Mozart - wurde von den Ausführenden gut bewältigt.
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