Freitag, 22. Juni 2001

HOFHEIMER ZEITUNG

 

"Voller Rhythmus und Gefühl"
Gospels von Vitus und Caecilia dargeboten

KRIFTEL -  “Oh happy day“, wahrlich es war ein schöner Tag für die beiden Krifteler Chöre, dem Kirchenchor von St. Vitus und des „Caecilien­verein“, wie auch für das Musikforum Kriftel. Was war so Besonderes: Beide Chöre brachten schwarze Musik dar, Gospels, und diese gingen auf das Publikum über.
Das spiritistische des Gesangs der Schwarzen aus Afrika; die in Amerika teilweise fast schon Fronarbeiten leisten mussten, sich durch den Gesang ihre innere Freiheit. Dieser beseelte „Spirit“ (Geist) sprang nicht nur einst sondern auch am vorletzten Sonntag von den Chören ins Publikum über. Und so war es nicht verwun­derlich, dass in der voll besetzten, ja überfüllten katholischen St. Vituskirche die Zuhörer zu Aktiven wurden. Es wurde mitgeklatscht, im Rhythmus mitgegangen und mit den Fingern geschnalzt. Hier sprang der „schwarze Funke“ auf die „Weißen“ über. Unter dem Thema „The Spirit of Gospel“ stand der Abend und es zeigte sich, dass Kirchenmusik ungeheuer vielseitig ist und man das Element der Gospelmusik nicht verkennen darf. Bravo. Und dies sollte eine Ermunterung für die beiden Chöre sein, auch auf dieser musikalischen Schiene weiterzumachen. Dies bezeugte auch der anhaltende Applaus zum Schluss und so gab es dann auch noch so manche Zugabe.
Selbstverständlich begann der Abend mit „Oh happy däy“ und endete nach fast zwei Dutzend populären Gospel­songs mit „Amen“. Dazwischen gab Pfarrer Andreas Unfried sehr detailliert zu einzel­nen Gesängen Erklärungen bzw. Einführungen.

Überhaupt überzeugte Pfarrer Unfried als Gitarrist am E-Bass. Am Schlagzeug übertraf sich manchmal David Labonte selbst und besonders Andreas Winckler meisterte seinen Part am Klavier und als Dirigent meisterlich. Auch hatte er die nicht immer einfache Gesamtleitung inne.
Die ausgewogenen Stimmen der Chöre kamen bedingt durch die schlechte Akustik der St. Vituskirche nicht immer so zur Geltung wie sie vorgetragen wurden. Leider schluckte der sakrale Bau so manche Vokale Ausdruckskraft. Mimik und Gestik der Sängerinnen und Sänger hatten besondere Ausdruckskraft und dieses sprang wie ein Blitz auf das Publikum über.
Die verschiedenen nicht immer sehr leichten Vorträge der beiden Solisten Sabine Rupp (Sopran) und Robert Hahn (Bass) waren ein vokaler Leckerbissen der besonderen Art. Hier zeigte sich bei beiden, dass sie es ohne Weiteres mit schwarzen Gospelsängerinnen bzw. Sängern aufnehmen können.
Schade ist, dass man die bei­den Chöre „Vitus und Caecilia“ nur einmal hören konnte mit Ihren „The Spirit of Gospel“. Aber vielleicht ergibt sich doch einmal wieder eine Möglichkeit.
Gelegenheiten gibt es viele um den musikalischen Rahmen zu spannen und Einstudierungen vorzunehmen, so wie jetzt, wenn man vom Gospel überwechselt um Bachs Barockmusik einzustudieren. Denn am vierten Advent, 23. Dezember, wird in St. Vitus das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach dargeboten. Man darf wieder gespannt sein.
                                    Ralph Delhees