Freitag,  27. Oktober 2000

Bravo Vitus & Caecilia!
(KN) In der St. Vitus-Kirche fand am Sonntag ein Konzert mit dem Chor des Caecilienvereins statt. Musikforum und die Kirchenmusik-Vereinigung „Vitus & Caecilia“ hatten dazu eingeladen. Dietmar Vollmert schreibt dazu folgendes: Zum wiederholten Male gelang es dem Hohen Paar eine große Zuhörerschaft in seinen Bann zu ziehen. Das Jahr 2000 ist „Bach-Jahr“, wie eigentlich jedes Jahr zuvor und alle künftigen Jahre, was deutlich macht, dass genau genommen niemand dieses Gedenkjahr braucht, werden seine Werke doch allerorten jederzeit aufgeführt. Er ist halt der vermeintlich Größte seiner Zunft... Da hat es ein Komponist, dem man seit 200 Jahren Unrecht tut (die angebliche Vergiftung Mozarts) ungleich schwer: Keiner gedenkt des so wichtigen Tonsetzers Antonio Salieri, des Lehrer von Beethoven und Schubert, geboren im Todesjahr Bachs (1750), gestorben vor 175 Jahren in Wien.
   Salieri hat durchaus eigenständige und bedeutende Vokal- und Instrumentalmusik geschrieben, der man in seinem Gedenkjahr gern begegnet wäre. So wird es auch im Jahr 2000 sein: Man feiert einen Komponisten (Verdi, get. 1901), dessen Werken wir in jedem Opernhaus weltweit lauschen können und vergisst Albert Lortzing (geb. 1801, gest. 1851). Doch das nur nebenbei...
   Zurück zu „Vitus & Caceilia“ und ihrem Konzert am vergangenen Sonntag in St. Vitus: Chor und Orchester des Caecilienvereins unter der Leitung von Andreas Winckler beeindruckten mit hochkonzentriertem Musizieren, das bei den dargebotenen Werken zu 

adäquater Wirkung verhalf. Der Chor, gespickt mit ein paar Externen, ging in Bachs „Magnificat“ gar fünfstimmig bis an seine Grenzen, die er jedoch nie überschritt, machte mit hörbarer Freude am Musizieren und mitreißendem Engagement kleinere Defizite in Intonation und Rhythmik problemlos wett. Das besonders bei den Holzbläsern hochkarätig besetzte Instrumentalensemble bestach durch einfühlsames Spiel. Sporadisch auftretende kleine Tempodivergenzen wurden vom Dirigenten geschickt aufgefangen. Einziger akustischer Schönheitsfleck war die Trompete, welche Telemanns Psalm Vertonung mit gleißendem Dauerforte dominierte, gar um die Statik des Gotteshaus fürchten ließ. Gott sei Dank wissen wir um die solide Stabilität des Gemäuers von St. Vitus seit dem Konzert der Blechbläser aus Amiens... Gewohnt solide die Solisten: Christine Bechtel, mit strahlendem Sopran; Alexandra Gießler, wie immer souverän; Jan Schülke, lyrisch kultiviert; dazu ein neues Gesicht, Michael Zahn, mit gut geführtem Baß. Sabine Rupp ergänzte schönstimmig die Solistinnen beim Terzett im „Magnificat“. Die Position von Andreas Winckler hinter dem Altar erschwerte grundsätzlich die gestisch-mimische Kontaktausnahme mit den Solisten, was hier und da zu kleinen „Wacklern“ führte. Dies Problem ist nicht neu und harrt einer befriedigenden Lösung. Übrigens: Die traditionelle Werkeinführung durch Pfarrer Andreas Unfried bestach diesmal noch mehr als je zuvor durch Kompetenz und Wortprägnanz. Bravo Vitus & Caecilia!

Beim Konzert in St. Vitus war die Kirche bis auf den letzten Platz besetzt.